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listen to berlin: Awards 2020 im Livestream – Bleibt solidarisch & leave no one behind
Die Wahlnacht hat zumindest in Berlin für klare Ergebnisse gesorgt und ausschließlich Gewinner*innen gesehen: Zum fünften Mal wurden die listen to berlin: Awards verliehen, mit denen am Dienstagabend in neun Kategorien in der Alten Münze die mutigsten Ideen und innovativsten Akteur*innen der Hauptstadt ausgezeichnet wurden. Eine Sonderehrung erhielten der Berliner Senat und das Musicboard Berlin für die hervorragende und schnelle Unterstützung der Kultur- und Kreativwirtschaft in der existenzbedrohenden Situation der Pandemie, die Staatssekretär Christian Rickerts (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe) sowie Katja Lucker (Musicboard Berlin) entgegennahmen. Der Appell an beide: Bitte weiter so und bitte in enger Abstimmung mit der Branche! Die Preisverleihung fand ohne Publikum statt und wurde live gestreamt.
Die Green Music Initiative als Denkfabrik für Nachhaltigkeit, das mittlerweile weltumspannende solidarische Streamingprojekt United We Stream, das die Berliner Clubcommission, Reclaim Club Culture und Berlin Worx ins Leben gerufen hat, und Frank Zander für sein mehr als 25-jähriges Engagement für die Obdachlosen in Berlin zählen zu den Preisträger*innen der listen to berlin: Awards 2020, die von der Berlin Music Commission (BMC) unter den besonderen Bedingungen der zweiten Lockdown-Phase am Dienstagabend in Berlin vergeben wurden. Die Preise werden seit ihrer Premiere für Haltung, Mut, Innovationskraft und besondere künstlerische Leistungen vergeben. Damit sind sie in diesem Jahr ein ganz besonders wichtiges und lebendiges Zeichen der Musikwirtschaft, die zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Lebens- und Arbeitsbereichen zählt, aber zugleich sehr schnell, kreativ und innovativ auf die oft aussichtslos erscheinende Lage reagiert hat.
„Das Jahr 2020 ist und bleibt ein Jahr der Herausforderungen”, brachte die Wirtschaftssenatorin und Bürgermeisterin, Ramona Pop, in ihrer Laudatio das über allem stehende Thema des Abends auf den Punkt. Sie vergab den neu ins Leben gerufenen Wirtschaftspreis 2020 für innovative Wege im Umgang mit der Krise an United We Stream, das Streaming- und Spendenprojekt, mit dem die Berliner Clubcommission binnen Tagen und mit weltweitem Nachhall auf die existenzbedrohende Herausforderung reagiert hat, die Covid-19 für die Berliner*innen und für die internationale Clubwelt darstellt. „Denn Corona schränkt genau das ein, was unsere Stadt so lebens- und so liebenswert macht: Die Kultur- und Kreativszene, die Musikwirtschaft, die Berliner Clubs sind Orte der Freiheit und der Ungezwungenheit. Hier können Menschen zusammen sein und das Leben genießen. Aber es ist mehr als das. Diese Szene ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Stadt”, so Pop weiter. „Ich kann Ihnen nur meinen größten Respekt ausdrücken.” Daher verlieh die Senatorin den Preis an das solidarische und innovative Projekt, stellvertretend für eine ganze Kultur- und Wirtschaftsszene und für Menschen, die mit ihrer Kreativität und Solidarität zumindest die Chance auf einen Weg in die Zukunft erhalten haben.
„Die vergangenen Monate haben die Konkurrenz in unserer Branche zugunsten einer großen Solidarität in den Hintergrund treten lassen“, sagte in diesem Rahmen Olaf Kretschmar, der Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende der Berlin Music Commission. „Deshalb sind für uns in diesem Jahr nicht nur die Erstplatzierten sondern alle Nominierten große Gewinner*innen der listen to berlin: Awards, denn sie stehen beispielhaft für Mut und Zuversicht auch unter schwierigsten Bedingungen und sie stehen für die kreative Kraft der Musik, die viel mehr ist als Entertainment, nämlich auch Sinnsuche, Emanzipation, Identität und soziales Medium“, so Kretschmar.
Die Preisverleihung wurde ebenso einfühlsam wie humorvoll moderiert von der Künstlerin Achan Malonda und Christoph Schrag von Fritz (rbb) und erhielt durch Laudator*innen wie Danielle De Picciotto, Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten), Kirsten Meisel (Meisel Musikverlage) oder den Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar, und ihre zum Teil hoch emotionalen Worte einen ganz besonderen Rahmen. Als Live-Acts traten SIND (Gewinner des Jury-Preises) und Alin Coen (Gewinnerin des Publikumspreises) auf, die mit ihren aktuellen Songs auf der listen to berlin Compilation vertreten sind, die ebenfalls von der Berlin Music Commission veröffentlicht wird. Weitere Live Performances gab es von uon und Loud Lemons, Breezy und Kechou von der Unexpected Sounds, der B-Seiten-Sonderedition der Compilation. Als kreativstes Musikvideo wurde die Arbeit von Konstantin von Sichart zum Song „Singularität“ von AFAR ausgezeichnet.
Ran Huber, der Erfinder der Konzertreihe amSTARt, wurde für seine unermüdlichen Verdienste für die Förderung und Entwicklung der Berliner Musikszene geehrt. Den Preis für Musikjournalismus erhielt die Redaktion und ihre freien Mitarbeiter*innen der Sendung Tonart von Deutschlandfunk Kultur für ihre meinungsstarken Beiträge zu popkulturellen und gesellschaftlichen Themen. Den Ehrenpreis erhielt der – das Adjektiv darf man an dieser Stelle durchaus gebrauchen – legendäre Kreuzberger Club SO36. In einer bewegenden und sehr persönlichen Rede würdigte DJ Ipek das SO36: „Wohl kein anderer Raum in Berlin hat mehr subkulturelle Stadtgeschichte geschrieben”, sagte Ipek Ipekcioglu, die dort seit 22 Jahren als Resident DJ auflegt. Nanette Fleig und Myriam Kandulski nahmen den Preis stellvertretend für das Kollektiv entgegen, das seit 42 Jahren nicht nur Veranstaltungen organisiert, sondern Lebens-, Liebes- und Stadtgeschichte prägt. Kein Satz hätte treffender den Abend beschließen können als Miriam Szymanskis Abschiedsgruß: „Bleibt solidarisch und leave no one behind!”
Die Verleihung der listen to berlin: Awards ist eine Veranstaltung der Berlin Music Commission im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.
Foto: Stefan Wieland